Di. 10.5. um 20 Uhr im Kulturzentrum franz.K, Unter den Linden 23, Reutlingen

Volksbühne Basel präsentiert:
Shengal – die Kraft der Frauen
Ein Stück über die Selbstermächtigung der êzidischen Frauen

Es ist ein Theaterabend, der weit über sich hinausweist. Und heftig nachhallt, im Schrecken wie in seiner Überwindung. »Shengal – die Kraft der Frauen« setzt sich mit dem Genozid am kleinen Volk der ÊzidInnen auseinander und zeigt, wie im Widerstand und im Wiederaufbau neue Strukturen entstehen, die entscheidend von Frauen geprägt werden. Nichts in diesem Dokumentartheater ist erfunden, aber alles ist gestaltet. Der Schrecken ist nur auszuhalten, weil er eine Form bekommt. Das ist eine der zentralen Aufgaben von Kunst… Noch selten ist man aus einem thematisch so bedrückenden Abend auch so hoffnungsvoll herausgekommen.

Alfred Schlienger WOZ 19/13.05.21

In »Shengal – die Kraft der Frauen« erzählen Frauen und Männer aus dem Shengal-Gebiet (das letzte noch bestehende Siedlungsgebiet der êzidischen Bevölkerung), wie sie nach der Befreiung vom sogenannten islamischen Staat beginnen, auf den Ruinen des Krieges ein neues Gesellschaftsmodel aufzubauen. Kein einfaches Unternehmen, aber eines, das großen Mut und Hoffnung macht.


»Ohne Widerstand zu leisten, wären viele von uns, die den Genozid erlebten, verrückt geworden. Später wurden wir immer wieder gefragt, ob wir Rache nehmen wollen. Das machen wir nicht. Andere Menschen anzugreifen, ist bei uns Sünde. Wenn jemand einen Fehler macht, hast du doch nicht das Recht ihn zu töten. Der Mensch kann sich verändern, daran glaube ich. Ich glaube an ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Menschen und Religionen.« Dijwar, aus dem Shengal (2019)


Die Regisseurin Anina Jendreyko ist mit ihrem Team in den letzten Jahren mehrmals in den Shengal gereist, hat Material gesammelt und sich in eine enge Zusammenarbeit mit ezidischen Frauen begeben. Sie beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den Ereignissen in den kurdischen Gebieten (Türkei, Iran, Irak, Syrien), arbeitete und lebte auch dort. Unterstütz wird sie von den kurdischen Musiker*innen, die den Dengbesh (Lieder) aus dem Shengal zu uns bringen, und die, wie das ganze Ensemble, eine eigene biografische Verbindung zu der Region haben.

Als im August 2014 der IS den Shengal überfällt, mit dem Ziel die êzidische Bevölkerung auszulöschen, ziehen sich die Peschmerga (Armee der südkurdischen Regierung KDP) und der irakische Staat zurück und überlassen die Ezid*innen ihrem Schicksal. Kämpfer*innen der kurdischen Befreiungsbewegung gelingt es, einen Korridor durch das vom IS besetzte Gebiet frei zu kämpfen und den drohenden Völkermord zu verhindern: Durch diesen Korridor können an die 150’000 êzidische Frauen, Männer und Kinder flüchten.

Die Rettung löste innerhalb der êzidischen Bevölkerung einen intensiven innergesellschaftlichen Diskurs aus. Die bis dahin nach innen orientierte und patriarchal strukturierte Gesellschaft befindet sich seitdem in einer tiefgreifenden Veränderung. Im Mittelpunkt stehen die êzidischen Frauen. Sie sind der Motor des gesellschaftspolitischen Aufbruchs.

Die Inszenierung spiegelt ein zeitgeschichtliches Zeugnis eines Aufbruchs wider, der weit über den Shengal hinaus reicht. Durch die künstlerische Arbeit des Ineinanderflechtens der Live Musik der ëzidisch-kurdischen Musiker*innen, der im Shengal gedrehten Video- und Tonaufnahmen, sowie des Textes und Spiels der Schauspieler*innen löst sich die objektive Distanz auf und schafft eine subjektive Verbindung zwischen vermeintlich fremden Welten.

Eintritt:
Vorverkauf 19,55 Euro
Abendkasse 21,00 Euro
ermäßigt 17,00 Euro

Schüler*innen und Studierende 7 € an der Abendkasse
In Kooperation mit dem Nepomuk Kulturverein, Women defend Rojava Tübingen und dem Demokratischen kurdischen Gesellschaftszentrum.

Theaterstück: „Shengal – die Kraft der Frauen“