ab 19.1.23, Galerie der Stadt Herrenberg im Bürgeramt, Marktplatz 1, 71083 Herrenberg

Alle Abstraktion fordert Reduktion. Wie weit geht der Weg? Wir wissen es längst. Er geht bis zur monochromen Fläche, bis zur Ausgrenzung eines Wandstückes, bis zur Mischung aller Farben, die in Schwarz mündet. Unterwegs auf diesem Weg gibt es wichtige Stationen. Kienle besetzt eine. Mit bis zu hundert feinsten Lasurschichten bedeckt sie Flächen, die auf geometrische Grundmuster – meist Kreis und Kreissegmente – wirken und sie zu sensorischen Räumen machen. Diese Räume leben. Sie besitzen einen seismographischen Puls, der sich auf die Beobachter überträgt. Jedem Groben stellt sich das Feine dieser Flächen entgegen: nicht als Anspruch, sondern als Angebot eines Anderen, eines Sensiblen, eines Seelischen. Diese Arbeiten verändern Räume genauso wie Einstellungen. Man tritt ihnen gegenüber und man darf sich auf sie einlassen.

Ausstellung: Irmtraud Kienle: „Sichtbar – Konkret“