Di. 7.11.23, 20 Uhr, Club Voltaire, Haaggasse 26b, Tübingen

Eine musikalisch-performative Lesung von und mit Isa Etienne Flaccus & Anna Gaide „Die Märtyrerin. Elises Zeitzeugnis” erzählt ein abenteuerliches und bewegendes Frauenschicksal einer deutschen Migrantin und setzt sich mit einer Zeit voller Rollenbilder und Ansichten auseinander, die heute einfach nur noch absurd erscheinen – und doch aktueller sind, als es auf den ersten Blick scheint.

Elise Herold ist im Mai 1912 mit ihrem Mann Friedrich ins südamerikanische Peru ausgewandert. Nach der kurzen, stürmischen Verliebtheitsphase folgen Ernüchterung, Enttäuschung und schließlich Verbitterung. Die Ehe wird zum Desaster, das berufliche Projekt der Bierbrauerei scheitert. Elise wird von ihren Kindern getrennt, verliert ihren Besitz und schließlich auch ihre Gesundheit.
Als Gefangene gesellschaftlicher Frauenbilder, aber auch einer selbst auferlegten Opferrolle, gelingt es ihr nicht, sich aus der Fremdbestimmtheit durch die Männer in ihrem Umfeld zu befreien und ihre Wünsche zu verwirklichen.

Anhand der Briefe an ihre Schwester und später an ihre älteste Tochter wird Elise, durch die Schauspielerin Isa E. Flaccus verkörpert, zum Leben erweckt. Respektvoll, aber auch kritisch geht die szenische Lesung Elises Denken, Fühlen und Handeln auf den Grund. Der Abend wird musikalisch untermalt von der Musikerin Anna Gaide und ihrem diatonischen Akkordeon. Anna Gaide ist die Urenkelin von Elise Herold.

Elise hinterließ Hunderte von Briefen, die zwei ihrer Enkelinnen in jahrelanger mühevoller Arbeit aus der Kurrentschrift transkribiert haben. Anna Gaide und die Schauspielerin Isa E. Flaccus übernahmen die anspruchsvolle Aufgabe, das umfassende Material auf einen Bruchteil zu kürzen und zu einer runden „Erzählung“ zusammenzuführen.

Die Märtyrerin. Elises Zeitzeugnis