Mo. 30.6.25, 18 Uhr, Stadtmuseum Tübingen, Kornhausstraße 10, 72070 Tübingen

Artur Löwengart, der Vater von Mimi Schwartz, kam dreißig Jahre vor dem Aufkommen der Nationalsozialisten in Rexingen zur Welt. „Damals“, so erzählte er später seiner in den USA geborenen Tochter, „kamen wir alle miteinander aus“.

Nach dem Tod ihres Vaters wollte Mimi Schwartz wissen, inwieweit menschlicher Anstand unter Nachbarn während und nach der NS-Zeit noch Gültigkeit hatte. Sie sprach mit Jüdinnen und Juden aus dem Dorf ihres Vaters in den USA und in Israel. Sie besuchte Rexingen und Horb und interviewte christliche Zeitzeugen, die erlebt hatten, wie ihre jüdischen Nachbarn ihr Heimatdorf verlassen mussten oder deportiert wurden.

Aus den verschiedenen Aussagen ist ein Mosaik entstanden, das durch immer neue Nuancen ergänzt wurde. Das beharrliche, auch die eigenen Vorstellungen bezweifelnde Nachfragen der Autorin bei ihren Gesprächspartner*innen und bei sich selbst lässt uns an einer Entwicklung teilnehmen, die nicht abgeschlossen ist.

Zehn Jahre nach der amerikanischen Erstveröffentlichung ihres Buches erhielt Mimi Schwartz von Max Sayer aus Australien einen Brief. Er berichtete, dass er während der NS-Diktatur im Dorf ihres Vaters in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen war. Als Mitglied der Hitlerjugend hatte er die schlimme Zeit mit den Augen eines Jugendlichen gesehen. Das Buch von Mimi Schwartz war ihm Anlass, sein Erleben neu zu durchdenken.

Der Tübinger Rundfunksprecher Peter Binder liest einzelne Passagen aus dem Buch.
Mimi Schwartz spricht über ihr Erinnerungsprojekt mit dem Kulturwissenschaftler und Historiker Prof. Dr. Joachim Schlör, der ein Kenner der Emigrationsgeschichte schwäbischer Jüdinnen und Juden ist.

Eintritt frei.

Lesung: Mimi Schwartz: „Gute Nachbarn, schlechte Zeiten“