Donnerstag, 3.3.2022 ERÖFFNUNGSABEND

Seyran Ates: Sex, Revolution, Islam

von Nefise Özkal Lorentzen, Deutschland / Norwegen, 2021, 81 Min., Dokumentarfilm, OmeU

In den 1960er-Jahren forderten die Hippies eine sexuelle Revolution. Dafür erhielten sie weder Fatwas noch benötigten sie Leibwächter. Heute kämpft Seyran Ates, türkisch-deutsche Juristin, Feministin und eine der ersten weiblichen Imaminnen Europas – für eine sexuelle Revolution im Islam. Dafür wurde sie angeschossen, erhält Fatwas, Morddrohungen, muss unter ständigem Polizeischutz leben. Doch Seyran glaubt an eine Revolution des Islam von innen. Hoffnung gibt ihr ihr Neffe: Tugay war Teil einer islamistischen Gruppe, wendet sich dann aber ab und schließt sich Seyrans Kampf für einen liberalen, toleranten Islam an. Tugay kämpft nun als schwuler Moslem für die Rechte queerer Menschen. Beide sind überzeugt: die muslimische Welt braucht nur die richtigen Vorbilder für einen nachhaltigen Wandel.
Das facettenreiche Leben dieser wichtigen Verfechterin eines modernen, liberalen Islams, die gegen Extremismus und Hass mit Frieden und Liebe rebelliert.

Seyran Ates anwesend

18 Uhr l Studio Kino Museum

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Slalom

von Charlène Favier, Frankreich / Belgien, 2020, 92 Min., Spielfilm, OmeU

Die erst 15-jährige Lyz wird für ein Ski-Elite-Programm in den französischen Alpen ausgewählt, das zukünftige SpitzensportlerInnen hervorbringen soll. Unter der Anleitung ihres Trainers Fred ist der Alltag der Jugendlichen in der Kaderschmiede geprägt von zermürbenden Fitnesseinheiten und atemberaubenden Slalomabfahrten auf nächtlichen Pisten. Auf den Schultern der ambitionierten Teenagerin lastet in dem von Wettbewerb und Konkurrenzdenken geprägten Umfeld ein ungeheurer psychischer Druck, der ihr zunehmend an die Substanz geht. Doch Lyz bleibt dem Druck gewachsen, wird zunehmend besser. Sie fährt erste lang ersehnte Medaillen für die Ski-Schule ein, was sie auch ihrem Trainer näher kommen lässt. Als Fred jedoch eines Tages die körperliche Nähe im Training auszunutzen und Grenzen zu überschreiten beginnt, sieht sich Lyz vor immer schwierigere Entscheidungen gestellt…

20:15 Uhr l Studio Kino Museum

Freitag 4.3. 2022

Belly of the Beast

von Erika Cohn, USA, 2020, 82 Min., Dokumentarfilm, OmeU

Die ehemalige Insassin Kelli deckt zusammen mit der engagierten Anwältin Cynthia ein Muster von illegalen Zwangssterilisierungen in kalifornischen Frauengefängnissen auf und bekommt Unterstützung von einer der Überlebenden dieser Verbrechen. Hartnäckig machen die drei es sich zur Aufgabe, die Menschenrechtsverletzungen im größten Frauengefängnis der Welt zu stoppen, die sich vor allem gegen Frauen of Color richten. Über sieben Jahre hinweg folgt Regisseurin Cohn den drei bewundernswerten Kämpferinnen dabei, wie sie gegen unendliche Hindernisse Ermittlungen in Gang bringen, die viele dieser Verbrechen aufdecken, und diese vor Gericht bringen. Doch zunächst wird ihren Beweisen kein Glauben geschenkt. „Belly of the Beast“ ist ein aufwühlendes, zeitgenössisches Justizdrama.

In Kooperation mit

18 Uhr l d.a.i.

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Writing with Fire

von Rintu Thomas / Sushmit Ghosh, Indien, 2021, 93 Min., Dokumentarfilm, OmeU

Die Journalistin Meera leitet die einzige Zeitung Indiens, die von „unberührbaren“ Dalit Frauen gemacht wird: Khabar Lahariya („News Wave”). Gemeinsam kämpfen sie mit investigativem Journalismus gegen Menschenrechtsverletzungen an Frauen und „Unberührbaren“, trotz patriarchaler Strukturen, Anfeindungen und Gefahren. Dies geschieht in Uttar Pradesh, Indiens bevölkerungsreichstem Bundesstaat, der auch für seine notorische Korruption sowie Gewalt gegen Frauen und Minderheiten bekannt ist. Da Uttar Pradesh großteils mediale Schattenregion ist, starten die Journalistinnen ihre Berichterstattung nun auch digital, denn Smartphones sind auch in armen Regionen verbreitet. So begleitet der spannende Dokumentarfilm die Protagonistinnen dabei, wie sie News für YouTube und Social Media aufbereiten und damit zunehmend erfolgreich sind. Inzwischen erreichen sie schon mehrere Millionen Menschen!

20:15 Uhr l d.a.i.

Samstag 5.3.2022

Fly So Far

von Celina Escher, El Salvador / Schweden, 2021, 88 Min., Dokumentarfilm, OmeU

Teodora verliert im neunten Monat ihr Baby. Sie wird ohnmächtig und wacht auf, umgeben von Polizisten, die sie des Kindesmords beschuldigen und sofort verhaften. „Fly So Far“ erzählt die unerhörte Geschichte von Teodora Vásquez, der Sprecherin der „Siebzehn“, der Frauen, die in El Salvador wegen einer Fehl- oder Totgeburt des schweren Mordes beschuldigt werden. Sie wird zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, wie viele indigene oder arme Frauen, die sich kaum Anwaltskosten leisten können. Ihr kleiner Sohn muss ohne sie aufwachsen. In der Strafanstalt überlebt sie ungeheure Haftbedingungen und schließt sich mit 17 Leidensgenossinnen solidarisch zusammen. Sie wird zur Aktivistin gegen eines der extremsten Abtreibungsgesetze der Welt. Teodora kommt nach heftigen internationalen Protesten frei und bricht ihrerseits auf, um bei der weltweiten Kampagne für die reproduktiven Rechte von Frauen mit zu kämpfen.

Expertin anwesend

18 Uhr l d.a.i.

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Driving Lessons

von Marziyeh Riahi, Iran, 2019, 13 Min. Spielfilm OmeU

Nur mit dem Fahrlehrer im Auto zu sitzen, ohne einen männlichen Verwandten als Begleitung, ist im Iran verboten. So steigt also der chauvinistische Ehemann mit ins Auto, während Bahareh gerade ihren Führerschein machen will. Dabei muss er permanent beweisen, dass er auch hier das Sagen hat. Gegen so viel Testosteron hilft nur ein gewagtes Manöver.

20:15 Uhr l d.a.i.
Doppelprogramm

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Climbing Iran

von Charlène Favier, Frankreich / Belgien, 2020, 92 Min., Spielfilm, OmeU

Als junge Frau war Nasim Meisterin in verschiedenen Sportarten – von Karate bis Kickboxen. Dann wird sie zur Pionierin des Outdoor-Kletterns im Iran. Dort dürfen Frauen eigentlich nur verschleiert an Indoor-Wänden, nur zu bestimmten Zeiten und nur unter anderen Frauen trainieren. Sie trotzt den gesellschaftlichen Schranken ihres Landes und erobert sich die schwierigsten Hochgebirge – zunächst im Iran, dann auf anderen Kontinenten. Bald beschränkt die Extrembergsteigerin sich nicht mehr auf die Steige anderer Kletterer, sondern öffnet über 80 neue Routen, für alle, die sich trauen ihre gewagten Pfade nachzuklettern. Doch sie möchte auch andere in ihrem Land empowern, sich an die steilen Berghänge zu wagen…

Videobotschft von und Videointerview mit Nasim Eshqi

20:15 Uhr l d.a.i.
Doppelprogramm

Sonntag 6.3. 2022

The other side of the River

von Antonia Kilian, Rojava / Deutschland / Finnland, 2021, 92 Min., Dokumentarfilm, OmdU

ls das kurdische Militär im Nordosten Syriens ihre arabische Heimatstadt Minbij vom Islamischen Staat befreit, entflieht die 19-jährige Hala einer Zwangsehe, indem sie den Euphrat überquert. In Rojava findet sie bei der Frauenverteidigungs-Einheit, die Ihre Stadt mit befreite, ein neues Zuhause und lässt sich militärisch zur Polizistin ausbilden. Für ihre kurdischen Mitkämpferinnen ist der Feind nicht nur der IS, sondern das Patriarchat mit der (Zwangs) Ehe als ultimativer Unterdrückungsinstitution. Während Hala lernt, wie frau kämpft, festigt sich ihr Entschluss, Teil dieser feministischen Revolution zu sein. Sie kehrt als Polizistin zurück in ihre Stadt, in der noch viele Anhänger von ISIS leben – auch für sie eine Gefahr. Sie aber möchte andere Frauen vor häuslicher Gewalt beschützen. Ihr größter Traum: ihre jüngeren Schwestern vor einer Zwangsheirat zu bewahren. Dies erweist sich als ein fast unmögliches Vorhaben, auch für die so entschlossene und vehemente Hala…

Regisseurin anwesend

18 Uhr l d.a.i.

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Les Hirondelles de Kaboul

von Zabou Breitman and Eléa Gobbé-Mévellec, Afghanistan / Frankreich / Luxemburg / Schweiz, 2018, 82 Minuten, Animationsfilm, OmeU

Kabul, Sommer 1998: Afghanistan ist fest in der Hand der Taliban, die einen islamischen Gottesstaat errichten wollen. Kinos und Theater sind geschlossen, Musik aus der Öffentlichkeit verbannt, die Universität liegt in Trümmern. Frauen müssen in der Öffentlichkeit Ganzkörperschleier tragen, schon bloßer Widerspruch kann fatale Folgen haben. Die lebenshungrige Zunaira und Mohsen sind jung, modern, idealistisch – und verliebt. Sie versuchen sich trotz täglicher Gewalt und Elend nicht zu sehr davon mitnehmen zu lassen und hoffen auf eine bessere Zukunft. Doch sie steuern zunehmend auf Konflikte und schicksalhafte Entscheidungen zu. Denn auch Mohsen hadert mit dem Druck, als Mann den brutalen Regeln der Taliban folgen zu müssen. Zeitgleich hat Atiq, Wärter in einem Frauengefängnis, sich deutlich besser damit arrangiert. Aber auch er bekommt wachsende Zweifel, als sich seine Wege mit denen des Paares kreuzen … Künstlerisch beeindruckender, bildstarker Animationsfilm.

In Kooperation mit dem Deutsch-Französischen Kulturinstitut Tübingen

20:15 Uhr l d.a.i.

Frauen FilmTage Tübingen vom 3.-6. März 2022